Deutsch - Grundlagen

Was bedeutet ,,lernen''?
Jetzt möchte ich ihnen zwei Personen vorstellen; Lena und Dirk, zwei junge Menschen, die - wie Sie - neugierig sind auf diese elt und ihre Kenntnisse erweitern und ihre Fähigkeiten entwickeln wollen. Die beiden werden Sie in diesem Heft begleiten, denn sie erleben viele Situationen, die Ihnen aus Ihrem Leben bekannt vorkommen werden, und sie suchen nach Antworten bei der Bewältigung der vielfältigen Fragen im Bereich des Deutschen. Lena ist 27 Jahre alt. Sie hat eine Ausbildung als Speditionskauffrau erfolgreich abgeschlossen und arbeitet in einer international tätigen Spedition im Hamburger Hafen. Ihr Beruf macht ihr viel Spaß, sie liebt die unterschiedlichen Tätigkeiten und Herausforderungen, denen sie sich täglich neu stellen muss. Lena ist eine sehr sympathische junge Frau, sieht gut aus und strahlt eine fröhliche Vitalität aus. Zu ihrem Beruf gehört es, einen umfangreichen Schriftwechsel mit Kunden und Behörden zu führen, sie muss häufig in Sitzungen kurze Vorträge über geschäftliche Fragen und Probleme halten und sie hat sich dabei den Ruf erworben, schwierige Tatbestände schnell ,,auf den Punkt'' zu bringen. Vor ein paar Wochen haben Lena und Dirk sich auf einer Party bei Freunden kennen gelern. Es war wohl nicht Liebe auf den allerersten Blick, aber wenn man die beiden so nebeneinander stehen sah, konnte man schon merken, dass es zwischen ihnen knisterte. Dirk ist 30 Jahre alt und Marketingexperte in einem großen Hamburger Versandhandelsunternehmen. Seine Aufgabe besteht unter anderem darin, die Entwicklungen des Einzelhandels in Europa zu beobachten und Marktchancen für sein Unternehmen zu erkunden. Deshalb muss er ständig aktuelle Informationen ermitteln, strukturieren und der Geschäftsleitung präsentieren. Dirk ist ein großer Sportler, und das sieht man ihm an. In seiner Freizeit läuft er gerne lange Strecken, und er hat an so manchem Marathon erfolgreich teilgenommen. Nun haben Sie ein Bild von den beiden vor Augen und können sich bestimmt in die folgende Situation einfühlen: Dirk hat Lena zu Beginn ihrer Freundschaft zu sich zum Essen eingeladen. Er möchte ihr mit einem liebevoll zubereiteten asiatischen Menü imponieren und einen schönen Abend mit ihr verleben. Leider hat er aber, wie er selbst ganz genau weiß, von der asiatischen Köche herzlich wenig Ahnung. Was also tun? Er besorgt sich im Internet ein vielversprechendes Rezept und geht in einen Asia-Laden, um die Zutaten einzukaufen. Beim Reis stutzt er. Basmati-Reis? Was ist das Besondere daran? Wie bereitet man ihn zu? Also wendet er sich an eine Verkäuferin, die seine Frahen ausführlich beantwortet und dabei ein bisschen mit ihm flirtet. Ja, er wird eine Tasse Reis mit zwei Tassen Wasser und ein wenig Salz so lange köcheln lassen, bis das Wasser verdampft ist. Noch eine Flasche Reiswein - und einem netten gemeinsamen Abend steht nichts mehr im Wege. Eine Alltagssituation, werden Sie sagen, eine ziemlich banale Geschichte. Sie haben Recht und doch ist ganz viel passiert : Ein Musterfall von ,,Lernen''. Schlagen wir mal im Lexikon nach, was lernen eigentlich bedeutet.
Lernen ist die Aneigung von Kenntnissen und Fähigkeiten sowie die Änderung von Denken, Einstellungen und Verhaltensweisen aufgrund von Einsicht und Erfahrung.
(DIE ZEIT. Das Lexikon Band 8)
Dirk war in einer typischen Lernsituation. Er möchte ein bestimmtes Ergebnis erzielen, nämlich bei seiner Freundin einen guten Eindruck machen, und er möchte ihr mit seinem Verhalten seine Zuneigung zeigen. Er weiß, dass ihm bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten fehlen, aber er findet einen Weg, sein Problem zu lösen. Er besorgt sich ein Rezept im Internet, lernt durch Rückfrage den Begriff ,,Basmati-Reis'' kennen und erwirbt später durch konkretes Tun die Fähigkeit, den Reis zuzubereiten. Außerdem hat er in dem Verkaufsgespräch auf eine freundliche Frage eine angemessene Antwort erhalten. Das wird ihn bestimmt veranlassen, den Laden wieder aufzusuchen. Und er wird in seiner Einstellung bestärkt, dass der Umgang mit Menschen durch Höflichkeit und Freundlichkeit angenehm gestaltet werden kann. Ähnliche Situationen erleben wir täglich und das heißt, dass wir permanent Erfahrungen machen und diese - reflektiert oder unbewusst - in unser weiteres Leben integrieren. Mit anderen Worten : Unser ganzes Leben ist ein beständiger Lernprozess. So gesehen ist Lernen nicht mehr und nicht weniger als der zentrale Mechanismus, unser Leben zu bewältigen und uns in Raum und Zeit einzuordnen. Man kann also ohne zu übertreiben sagen, dass alle Lebenssituationen Lernsituationen sind. Das bedeutet nun keineswegs, dass unsere Lebensituation ausschließlich ,,positive'' Erfahrungen nach sich ziehen und aus Erfolgserlebnissen besteht. Eine starke und prägende Kraft haben auch die ,,negativen'' Erfahrungen, die Schwierigkeiten, Probleme, Belastungen und Frustationen, die nun mal zu unserem Leben gehören. In diesem Zusammenhang soll deutlich gesagt werden, dass ,,Fehler'', die man macht, einen sehr positiven Effekt für die Entwicklung unserer Persönlichkeit haben. EInen Fehler zu machen, ist nicht schlimm; schlecht ist es aber, daraus keine Schlüsse zu ziehen. Ich kann aus meinen Fehlern lernen, mich neu besinnen und orientieren, mein Verhalten ändern oder bei einem Sachproblem einen anderen Lösungsweg versuchen. Dieser durch einen Fehler initiierte Lernprozess bringt mich weiter. Deshalb ist es auch berechtigt, von einem ,,Lob des Fehlers'' zu sprechen. Das soll auch Mut machen, sich auf Experimente einzulassen und neue Wege zu gehen

Dies war eine kleine Leseprobe aus meinem Deutsch-Heft des 1.Studienvierteljahres. Thema "Grundlagen".

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